Rede für Demo gegen rechts #niewiederistjetzt Vom Aktionsbündnis Inklusion Heidelberg, 20.01.2024

…Ich bin behindert und stolz … Vielleicht bist du irritiert? Vielleicht denkst du, das passt nicht zusammen. Und vielleicht wunderst du dich, dass ich hier und heute als behinderter Mensch spreche. Aber warum ist das so? Behindert wird immer noch mit etwas Schlechtem verknüpft – mit hilflos sein, mit schwach sein. Wir, die behinderten Menschen, sind für Rechtsextreme keine Menschen. Sie denken, wir sind Ballast. Aber das denken nicht nur die Rechtsextremen. Wir sind es doch alle gewohnt, dass im Kapitalismus ein Mensch so viel wert ist, wie er*sie arbeiten kann. Viele denken dann, dass behinderte Menschen die vermeintlich Nichtbehinderten ausbremsen. Viele denken auch, dass ein Mensch dann erfolgreich ist, wenn er*sie keine Schwäche zeigt und sich allein durchs Leben kämpft. Viele schauen mich fragend an, wenn ich sage, dass ich eine Pause oder einen Mittagsschlaf brauche. Bedürfnisse von behinderten Menschen werden oft als etwas Schwaches wahrgenommen. Und als etwas, wovon man sich als Nichtbehinderter besser abgrenzt. Von unseren angeblich „besonderen“ Bedürfnissen. Unsere Gesellschaft teilt Menschen ein in nichtbehindert und behindert. Das alles nennt man Ableismus. Ableistisches Denken ist in unserer Gesellschaft normal. Wir alle denken und handeln oft ableistisch. Bei den Nazis allerdings können wir von radikalem Ableismus sprechen. Im Rechtsextremismus werden behinderte Menschen (und auch andere Minderheiten und menschliche Eigenschaften) bis ins Maximalste abgewertet. Aber warum denken wir so? Warum lassen wir das zu? Das ist doch Schwachsinn! Macht es Sinn, Menschen unterschiedlich zu bewerten? Nein! Jeder Mensch ist wertvoll. Ganz egal, welche Fähigkeiten er*sie hat. Ganz egal, wie der Mensch aussieht. Ich sage euch hier und jetzt, unsere Gesellschaft braucht uns behinderte Menschen. Wir alle können von der Inklusionsbewegung lernen. Warum ist das so wichtig? Wir alle haben Bedürfnisse. Wir alle erfahren Verletzlichkeit im Leben. Verletzlichkeit ist keine Schwäche! Verletzlichkeit gehört zu uns Menschen. Und es ist eine Stärke, sich verletzlich zu zeigen. Solange Menschen ihre Verletzlichkeit unterdrücken. So lange reagieren Menschen mit Gewalt auf sich selbst und andere. Wenn wir das schaffen: Verletzlichkeit zu zeigen. Und es außerdem für uns und andere zu sorgen. Dann können wir etwas bewegen. Dann sind wir auf dem Weg, Kapitalismus zu überwinden. Dann können wir wirklich von Anti-Faschismus sprechen. Lasst uns zu unserer Behinderung stehen, zu unserer Verletzlichkeit und zu unseren Bedürfnissen! Lasst uns gemeinsam Faschismus bekämpfen!en!